Kaffee in Bewegung

Neue Ernte, neue Preise

Wie bereits angekündigt, mussten wir unsere Preise erhöhen. Wir wollen euch diesen Schritt im Folgenden erklären und unsere kritische Perspektive auf die Zusammenhänge darstellen.

Die aktuelle Preiserhöhung hängt vor allem mit der Ankunft der neuen Ernte und deutlich besseren Rohkaffeepreisen für die kleinbäuerlichen Kooperativen zusammen. Der Kursverlust des Euro in Folge einer anhaltenden europäischen Niedrigzinspolitik hat zudem die Importkosten deutlich nach oben getrieben.

Wir haben den Einkaufspreis für Rohkaffee der zapatistischen Kooperativen von 98 auf zuletzt 145 mexikanische Peso (MXN) pro kg erhöht. In Chiapas gibt es in Folge der Corona-Pandemie, des Klimawandels und zunehmender Angriffe durch paramilitärische Gruppen leider viele Ernteausfälle, die wir damit für die Betroffenen in den Gemeinden etwas abfedern wollen.

Aufgrund der paramilitärischen Angriffe können Kleinbäuer*innen oft nur noch nachts und teils unter Beschuss auf Feldern arbeiten. Kaffee wurde gestohlen und Kaffeelager abgebrannt. Zuletzt ist das Militär nach San Cristobal einmarschiert, nachdem schwer bewaffnete Gruppen ein Vertriebsgebäude besetzt hatten. Die korrupte Politik lässt Paras gewähren, um sich Einflusszonen zu sichern und Landraub bei indigenen Gemeinden zu legitimieren. Wir werten den Einmarsch des Militärs daher nicht als Verbesserung der Lage, sondern als weiteren Angriff und Ausdruck einer Strategie der Spannung gegenüber der Autonomie der zapatistischen Gemeinden.

Für den Bio-Rohkaffee der „Frauenkooperative Aporolma“ in Honduras bezahlen wir 3,15 USD/lb und für den Bio-Rohkaffee aus Kolumbien zwischen 3,20 und 3,30 USD/lb. Damit liegen wir deutlich über dem Weltmarktpreis von ca. 2,40 USD pro libra.

Die Entwicklung der Rohkaffeepreise führt allerdings auch dazu, dass wir unsere höheren Einstandspreise an euch als Verbraucher*innen weitergeben müssen. Im Schnitt um 0,75 Euro pro 250g. Nach wie vor versuchen wir, den Kaffee so günstig wie möglich anzubieten, damit fair und solidarisch gehandelter Kaffee kein Luxusgut wird, sondern für alle erschwinglich bleibt. Um euch wenigstens etwas entgegenkommen zu können, führen wir daher einen neuen Rabatt von 2% für Bestellungen ab 20 kg Röstkaffee ein. Zusammen mit dem Lastschriftskontorabatt von 2%, welcher uns Arbeit in der Buchhaltung erspart, kommt ihr so auf einen Gesamtrabatt von 4%.

Gleichzeitig haben wir unseren Solidaritätsaufschlag von 0,40 Euro pro kg auf 0,50 Euro erhöht. Während überall die Preise durch Inflation steigen, sinken ansonsten faktisch die Fördermittelanteile. Café Libertad Kollektiv ist nah an sozialen Bewegungen und Kaffeekooperativen und die direkte Solidarität ist ein zentraler Punkt unserer Arbeit. Daher halten wir es auch für richtig und konsequent, den Anteil an beworbenen Fördermitteln gleich mitzuerhöhen.

Im letzten Jahr konnten wir ca. 100.000,- Euro an Fördermitteln auszahlen z.B. für die Unterstützung der indigenen, zapatistischen Gemeinden, von Geflüchteten an den EU-Außengrenzen, für Stadtteilprojekte weltweit, gegen Repressionen, für FLINTA-Selbstorganisierung, ein queeres Klimaprojekt in Afrika oder Seenotrettung am Mittelmeer. Eine Dokumentation findet ihr auf unserer Internetseite.

Für die steigenden Kaffeepreise gibt es darüber hinaus weitere Gründe. Parallel zur wachsenden globalen Nachfrage nehmen auch Spekulationen an den Börsen und Wetten auf künftige Kaffeepreise Fahrt auf. Hier werden spekulative Blasen erzeugt und Gewinne vor allem in Form von sogenanntem „Papierkaffee“ abgeschöpft. Viele Kleinbäuer*innen sind trotz steigender Preise in Folge von Unwettern und Missernten durch den Klimawandel in ihrer Existenz bedroht. In diesem System profitieren vor allem große Konzerne, die den Markt unter sich aufteilen, während kleinbäuerliche Kooperativen in Schwierigkeiten geraten, ihren Mitgliedern und Partner*innen einen kontinuierlichen Vertrieb von Abnahmemengen zu garantieren.

Die europäische Niedrigzinspolitik pumpt weiterhin Geld in die Finanzmärkte und reagiert nur sehr zaghaft auf die dramatischen Folgen der Geldentwertung für ärmere Bevölkerungsschichten. Durch Exportsteigerungen und positive Außenhandelsbilanzen bei sich gleichzeitig verteuernden Importen wird koloniale Geschichte politisch fortgeschrieben. So wird in und von Europa aus ein kapitalistisches System befördert, in dem Reiche immer reicher und Ärmere immer ärmer werden.

Neben solidarischem Handel benötigen wir daher eine an die Wurzel gehende Kritik dieser Verhältnisse und eine emanzipatorische Praxis in sozialen Bewegungen. Umso stärker bleiben wir daher mit eurer Unterstützung am Ball, um lokale und transnationale sich verschränkende Kämpfe zu befördern.

Unser Verständnis der Welt wird beständig komplexer. Mehr denn je gilt für uns dabei die zapatistische Idee einer Welt, in der viele Welten möglich sind, als Hoffnungsschimmer gegen die düsteren Perspektiven der kapitalistischen Sachzwänge, Kriege und Trostlosigkeiten. In globalen Metropolen, wie in indigenen Gemeinden, gilt: nicht die Politik verändert das Klima zum Besseren, sondern wir alle gemeinsam; durch unser solidarisches Handeln und Aufbegehren.

Die aktuellen Preislisten findet ihr hier als PDF zum Download.

 

Café Libertad Kollektiv

16.06.2022

 

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