Kolumbien, Santa Marta

Die Kooperative Red Ecolsierra

Die Kooperative Red EcolSierra befindet sich in Sierra Nevada de Santa Marta in Kolumbien. In dieser Hochlandregion bauen Indigene und andere Bevölkerungsgruppen seit Generationen zusammen Kaffee an.

Die Kooperative Red EcolSierra wurde 1997 von einem Netzwerk ökologisch orientierter Kleinbäuer*innen gegründet. Seit 2014 sind sie exportfähig und verfügen über eine durchgehende Verarbeitungskette in der Genossenschaft. Red EcolSierra besitzt eine Bio-Zertifizierung und handelt nach fairen und solidarischen Grundsätzen.

Dieser Grundsatz bedeutet eine Unterstützung bei der Verbesserung der Lebensqualität von Kleinbäuer*innen. Es gibt 425 Familien, die sich auf 23 lokale Gruppen in vier verschiedenen Regionen verteilen (Santa Marta, Ciénaga, Aracataca und Fundación). Die Zentrale, eine Lagerhalle und das Kaffeelabor der Genossenschaft liegen in Santa Marta. Fortbildungen für Mitglieder und eine hohe Qualitätsentwicklung werden durch den Einsatz von Agrartechniker*innen gewährleistet.

Raubbau, Gewalt und Protestbewegungen in Kolumbien

Kolumbien ist eines der größten und wichtigsten Länder an der Grenze zu Mittelamerika. Gleichzeitig ist es massiv von bewaffneten Konflikten, organisierter Kriminalität und Korruption betroffen. Im ganzen Land gibt es aber auch große Streikbewegungen und soziale Proteste.

Im Februar 2013 traten Kleinbäuer*innen mit der "Bewegung für die Würde des Kaffeebauers" in einen landesweiten, unbefristeten Streik. Sie forderten gerechte und stabile Abnahmepreise, die Herabsetzung von Schulden bei der kolumbianischen Agrarbank sowie das Verbot von Mega-Bergbauprojekten. Bei Blockaden der Panamericana, der wichtigsten Straßenverbindung von Mittel- und Südamerika, wurde ein Mensch getötet, weitere wurden verletzt oder verschwanden.

Die Ausbeutung der reichen Bodenschätze ist in Kolumbien immer wieder Ausgangspunkt von Konflikten. Deutsche und internationale Konzerne streichen milliardenschwere Profite ein. Die Schmutzarbeit vor Ort erledigen rechtsgerichtete Paramilitärs mit Verbindungen zur staatlichen Polizei und dem Militär. Für Kohletagebauprojekte werden schwerste Verletzungen der Menschenrechte begangen. Kleinäuer*innen und die in den betreffenden Gebieten lebende Bevölkerung werden gewaltsam vertrieben. Es werden Urwälder zerstört und durch die Reinigung der Kohle lebenswichtige Flüsse und das Grundwasser verseucht.

Die globalisierte Logistik der Kohlekindustrie hat z.B. zur Folge, dass die geförderte Kohle auch an umstrittene Kraftwerke wie Moorburg in Hamburg geliefert wird. Dies hat teilweise zu einer Verschränkung von stadtpolitischen Klimaprotesten mit den Blockaden indigener Bevölkerungsgruppen oder den Streiks von Arbeiter*innen in Kolumbien geführt und in den letzten Jahren zu einer Verbreiterung von Protesten und direkten Aktionen der Bevölkerung beigetragen. In Kolumbien wurden in der Folge jedoch auch viele aktive Menschen getötet, darunter mehr als 20 Gewerkschafter*innen.

Umkämpftes Land der Kaffeebäuer*innen

Auch die Kooperative Red Ecolsierra ist auf umkämpftem Land entstanden. Bereits in den 70er Jahren hatten sich in der Region bewaffnete Gruppen gebildet, welche die Aufgabe hatten, die Großgrundbesitzer*innen zu schützen. Während des Bürgerkrieges der 80er und 90er Jahre wurden die Kleinbäuer*innen dann von paramilitärischen Gruppen und den Aktivitäten des Militärs bedroht. Als Folge von Kämpfen und durch gezielte Attentaten fand massive Vertreibung statt. Die Region stand im Zentrum der Gefechte und war für die organisierte Kriminalität wegen ihrer Nähe zum Hafen von Santa Marta von strategischer Bedeutung. Als ein natürlicher Korridor, der Regierungsbezirke miteinander verbindet, war sie zu einem Umschlagplatz für Drogen, Waffen und Schmuggelware geworden.

Nachdem die paramilitärischen Gruppen jahrelang die Kaffeeplantagen vernachlässigt hatten und Teile der Wälder durch illegale Abholzung verwüstet worden waren, kehrten seit 2006 Familien ohne rechtlichen Schutz zu ihren Feldern zurück und begannen, sich in Kooperativen zu organisieren.

Mehr Informationen:

https://redecolsierra.org/en/home/

 

Teaser
Zapatistische Kooperativen

Die Kooperativen Yachil Xojobal Chulchán und Yochin Tayel Kinal befinden sich in den aufständischen indigenen Gemeinden im mexikanischen Bundesstaat Chiapas » weiter

Teaser
Maya Vinic

Die Geschichte der Kooperative Maya Vinic aus Chiapas in Mexiko ist eng mit dem Massaker von Acteal verbunden, bei dem Paramilitärs 1997 in einer indigenen Gemeinde 45 Menschen ermordeten » weiter

Teaser
Frauenkooperative Aprolma

Honduras hat eine lange Folge von Militärputschen und kolonialer Ausbeutung hinter sich. Aprolma ist eine Kooperative, in der rund 70 Frauen organisiert sind » weiter

Teaser
Combrifol

Die Kaffeeplantagen der indigenen Kleinbäuer:innen aus Honduras liegen im abgeschiedenen Grenzgebiet zu El Salvador. Es gibt kaum öffentliche Infrastruktur und die Menschen leben in großer Armut. » weiter

Teaser
Finca Sonador und CoopeAgri

Im Vordergrund steht bei dem für Bürgerkriegsflüchtlinge gegründeten Dorf in Costa Rica das gemeinschaftliche Zusammenleben in Selbstverwaltung und landwirtschaftlicher Selbstversorgung » weiter