Liebe Freund_innen des aufständischen Kaffees!

Der Inhalt dieser Meldung ist kein schöner, weder für euch noch für uns, aber es muss gesagt werden: Wir müssen leider die Kaffeepreise zum 25.02.11, 15.00 Uhr erhöhen.
 

Warum schon wieder, werdet ihr euch fragen, nachdem wir erst Mitte letzten Jahres die Preise erhöht haben?

Dazu eine ausführliche Erklärung. Einige von Euch haben sicherlich die Entwicklung des Rohkaffeepreises auf dem internationalen und auf dem inländischen Markt verfolgt. Der Preis für Rohkaffee klettert Woche für Woche in immer neue Rekordhöhen. Gründe dafür sind schlechtes Wetter in Asien und Teilen Südamerikas, das die Ernte und den Transport der Bohnen erschwert. So klagen auch unsere Kaffeekooperativen in Chiapas über eine schlechtere Kaffeeernte wegen Regenfällen. Daneben tragen noch die gestiegene weltweite Nachfrage, besonders auch in Schwellenländern und Hedge-Fonds, und andere spekulative Anleger bei, die an Waren- und Kaffeebörsen den Preis nach oben treiben.
Laut Presse sieht das ganze so aus: Risikofreudige Anleger wetten auf die Zukunft der Preise. Auf jeden Sack Kaffeebohnen, der geerntet und verschifft wird, kommen neun virtuelle Säcke, die nur in den Handelssystemen der Börsianer angeboten und gekauft werden. Das führt beim Kaffee an den Terminbörsen zu erheblichen Preisaufschlägen. Gerade beim Rohkaffee zeigt sich, welche dramatischen Folgen das auf Gewinnmaximierung orientierte Treiben der Zocker an den Weltbörsen haben kann: Das häufige Verschieben der Ware ist es, was die Preise explodieren lässt. Statt zwei Milliarden Euro wie früher sind es heute 70 Milliarden Euro, die als Termingeschäfte im weltweiten Kaffeehandel angelegt sind. Die Fonds kaufen Kaffee und setzen damit auf einen Preisanstieg, das heizt die Nachfrage enorm an und dadurch wiederum sinkt die Verfügbarkeit des Rohkaffees, was wiederum den Preis antreibt. Wir erleben eine künstliche Verknappung der Ware, für die es fundamental gar keinen Grund gibt. So haben die Preise für hochwertigen Rohkaffee der Sorte Arabica enorm angezogen. Sie sind seit Mitte 2010 kontinuierlich gestiegen. Die Preise liegen um 70 Prozent höher als im Juni vergangenen Jahres.
 

Was hat das für Konsequenzen für Café Libertad und damit für euch als Freund_innen des aufständischen Kaffees?

Unsere Kooperativen sind gezwungen, bei einem steigendem Weltmarktpreis ihren Mitgliedern einen höheren Preis zu zahlen, um zu verhindern, dass diese an die »Coyotes« (lokale Zwischenhändler, die für die multinationalen Konzerne arbeiten) verkaufen. Bei Abgabe des Kaffees an die Kooperativen erhalten die Kaffeebäuer_ innen einen Teil des Geldes, erst nach Ankunft des Kaffees in Europa wird das restliche Geld an die Mitglieder weitergegeben. Die »Coyotes« dagegen zahlen auf einmal Bar.
Die Verträge, die wir mit den Kaffeekooperativen machen, orientieren sich im solidarischen Handel (und auch im fairen Handel) an den Weltmarktpreisen für Rohkaffee. So haben wir letztes Jahr im Herbst die Verträge für die Kaffeeernte diesen Jahres zusammen mit den Kaffeekooperativen auf den Preis von 3,80 Euro das Kilo festgelegt und eine Vorfinanzierung von 60 Prozent an die Kooperativen geleistet. Nach den Verträgen, die wir schließen, können die Kaffeekooperativen die Preise bis zur Verschiffung des Kaffees nachverhandeln, wenn der Rohkaffeepreis an der Kaffeebörse steigt. Was sie dieses Jahr auch mit gutem Grund getan haben bzw. tun werden. Der aktuelle Preis pro Kilo liegt eingerechnet der Währungsschwankungen zwischen Euro, Dollar und mexikanischem Peso mittlerweile schon bei 4,90 Euro, Tendenz steigend. Die Konsequenz daraus ist, dass wir bislang schon ca. 29% mehr für den Import bezahlen und dies bedeutet für euch, dass wir unsere Verkaufspreise zwischen 18% und 35% Prozent erhöhen werden. Was das konkret für jede einzelne Kaffeesorte bedeutet, seht Ihr weiter unten.



Vielleicht noch einmal zur Veranschaulichung, wie sich der Preis, den wir an die Kooperativen für Rohkaffee zahlen, zusammensetzt:

Wir zahlen dieses Jahr den Preis der International Coffee Organisation (ICO) plus 10%, 20 Cent Bioaufschlag und 10 Cent Solidaritätsaufschlag an die Kaffeekooperativen, da der Weltmarkt-Kaffeepreis über den vereinbarten Zahlungen liegt. Weitere Kosten die dazukommen sind: Transport, Röstverlust, Rösten Mahlen und Verpacken, Fracht- und Lagerkosten, Kaffeesteuer, unsere Fördergelder für die Kooperativen (40 Cent pro Kilo) und Rabatte und Skonto.
Die aktualisierte Preisliste findet ihr ab dem 25.02.11 unter Infos/Preisliste auf unserer Webseite www.cafe-libertad.de. Ein Gutes hat das Ganze: Die Kaffeebäuer_innen bekommen einen wesentlich höheren Preis für ihr Produkt.
 

Hier nun die neuen Preise inklusive Umsatzsteuer:
 

Bio-Kaffee »Libertad«, 500g gemahlen 8,00 € – Kg-Preis: 16,00 €
Bio-Kaffee »Libertad«, 1 kg ganze Bohne 15,60 €
Kaffee »Libertad« nicht zertifiziert, 500g gemahlen 7,50 € – Kg-Preis: 15,00 €
 

Espresso »Durito« nicht zertifiziert, 250g gemahlen 4,20 € – Kg-Preis: 16,80 €
Espresso »Durito« nicht zertifiziert, 500g ganze Bohne 7,50 € – Kg-Preis: 15,00 €


Bio-Kaffee »Las Chonas«, 500g gemahlen 7,90 € – Kg-Preis: 15,80 €
Bio-Kaffee »Las Chonas«, 500g ganze Bohne 7,70 €, – Kg-Preis: 15,40 €
Bio-Espresso »Las Chonas«, 250g gemahlen 4,30 € – Kg-Preis: 17,20 €
Bio-Espresso »Las Chonas«, 500g ganze Bohne 7,90 € – Kg-Preis: 15,80 €


Café Flores Magón – Mokka, 250g gemahlen 3,50 € – Kg-Preis: 14,00 €


Café Sonador, 500g gemahlen – Costa Rica 6,90 € – Kg-Preis: 13,80 €
Café Sonador, 500g ganze Bohne – Costa Rica 6,80 € – Kg-Preis: 13,60 €


Solidaritäts-Kaffee Störtebeker, 250g gemahlen 3,80 € – Kg-Preis: 15,20 €
Solidaritäts-Espresso Kiptik, 250g gemahlen 4,00 € – Kg-Preis: 16,00 €
Solidaritäts-Espresso Kiptik, 500g ganze Bohne 7,40 € – Kg-Preis: 14,80 €


Neue Preise für zur Zeit nicht lieferbare Kaffeesorten:


Bio-Espresso »Durito«, 250g gemahlen 4,40 € – Kg-Preis: 17,60 €
Bio-Espresso »Durito«, 500g ganze Bohne 8,00 € – Kg-Preis: 16,00 €


Bio-Espresso »RebelDía«, 250g gemahlen 4,40 € – Kg-Preis: 17,60 €
Bio-Espresso »RebelDía«, 500g ganze Bohne 8,00 € – Kg-Preis: 16,00 €


 

Nach vielen Worten hoffen wir, dass die Preiserhöhung für euch nachvollziehbar geworden ist. Was ändert sich noch?

Der Kaffee »Libertad« wird in Kürze, nach Verkauf der Restbestände, nur noch in nicht zertifizierter Version verfügbar sein. Solange wir auf die Rohkaffeelieferung der neuen Ernte warten, verrösten wir den natürlich angebauten Rohkaffee der zapatistischen Kooperative Ssit Lequil Lum für unseren Kaffee »Libertad«. Die ganze Bohne »Libertad« wird es erst wieder nach Erhalt der neuen Ernte geben.
Der Espresso »Durito« in Bio-Qualität (gemahlen wie auch als ganze Bohne) wird ebenso voraussichtlich erst wieder ab Mai erhältlich sein, nach Erhalt der neuen Ernte. Vorübergehend haben wir unseren Espresso »Durito« in nicht bio-zertifizierter Variente aus Ssit Lequil Lum Rohkaffee im Programm. Den Bio-Espresso »RebelDía« wird es erst wieder nach Erhalt der neuen Ernte geben.
Für beide Sorten gilt: Die Qualität der nicht zertifizierten Varianten ist durchaus vergleichbar mit den bio-zertifizierten Varianten. Die zapatistische Kooperative Ssit Lequil Lum besitzt ein eigenes internes Kontrollsystem für Pestizide und Qualitätssicherung. Wie alle unsere Rohkaffees haben wir auch diese Bohnen auf Pestizidrückstände bei der Gesellschaft für Bioanalytik Hamburg mbH untersuchen lassen. Das Ergebnis ist, wie bei allen von uns vertriebenen Sorten, unterhalb der Nachweisbarkeitsgrenze.
Übrigens: Auch die anderen Kaffees aus unserem Sortiment wie der »Las Chonas« der Frauenkooperative COMUCAP, der »Sonador« aus Costa Rica und unsere Solikaffees »Störtebeker« und »Kiptik« sind verdammt lecker! Also, vielleicht probiert ihr das eine oder andere Mal auch diese Sorten – ganz im Sinne der Interkulturalität – oder so.
 

Schwarz wie die Nacht, süß wie die Liebe und heiß wie die Hölle – so sollte ein guter Kaffee sein.


In diesem Sinne euer Café Libertad Kollektiv