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2019 wurden 40 Mitglieder der LGBT* Community ermordet

Attentat auf Trans*Aktivistin in Honduras

Paola Flores, Trans*Menschenrechtsverteidigerin der Asociación LGBT* Arcoíris de Honduras wurde am 20. Januar 2020 von Unbekannten mit einer Schusswaffe verletzt. Sie war am frühen Abend mit einer Kollegin der Organisation Cozumel Trans im Zentrum der Hauptstadt Tegucigalpa etwas einkaufen gegangen. Als die beiden ein Taxi nahmen, um nach Hause zu fahren, bemerkten sie, dass ein Motorrad sie verfolgte. Auf Höhe der staatlichen Universität beschlossen sie, aus dem Taxi auszusteigen, um sich in ein nahegelegenes Restaurant an dem gegen 19 Uhr noch sehr belebten Boulevard zu retten. Die beiden Frauen rannten schnell los. Der Beifahrer des Motorrads schoss auf sie und traf Paola Flores ins rechte Bein. Danach flüchteten die Täter rasch. Paola und ihre Begleiterin erkannten sie nicht, bisher wurde niemand festgenommen. Das Universitätskrankenhaus Hospital Escuela weigerte sich zunächst, Paola zu behandeln – eine Erfahrung, die Trans*Personen in Honduras sehr oft machen. Dank der Fürsprache einer Krankenschwester, die mit Asociación Arcoíris zusammenarbeitet, wurde sie schließlich doch aufgenommen und die Wunde versorgt.

Paola Flores gehört zu den wenigen Trans*Aktivistinnen der „älteren“ Generation über 30, die bisher in Honduras überlebt haben. 2009 war sie zusammengeschlagen, mit Benzin übergossen und angezündet worden und dem Tod nur knapp entronnen. Nach zwei Monaten im Koma, neun Monaten im Krankenhaus und einem Jahr im Exil in Mexiko kehrte sie zurück und nahm ihre Arbeit für die Rechte der Community wieder auf. Die meisten Mitglieder der Trans*Frauengruppe von Arcoíris sind inzwischen tot oder geflüchtet. Paolas Kollegin in der Leitung der Trans*Frauengruppe von Arcoíris, die bekannte Aktivistin Bessy Ferrera wurde am 8. Juli 2019 in Tegucigalpa erschossen. Allein 2019 wurden in Honduras mindestens 40 Mitglieder der LGBT*Community ermordet, davon neun Trans*Frauen. Von Juli 2009 bis Juli 2019 registrierte die staatliche Ombudsstelle für Menschenrechte CONADEH 325 Morde an LGBT*. Die nicht-tödlichen Übergriffe summieren sich auf viele hundert pro Jahr. Über 300 Fälle liegen bei den Staatsanwaltschaften, ohne dass es jemals zu Prozessen oder gar Verurteilungen käme. Die Straflosigkeit für Hassverbrechen liegt in Honduras bei weit über 90 Prozent.

Das staatliche Sekretariat für Menschenrechte forderte am Tag nach den Schüssen auf Paola Flores und ihre Kollegin die anderen zuständigen staatlichen Institutionen auf, das zu tun, was eigentlich selbstverständlich sein sollte, nämlich wegen des Attentat auf Paola Flores zu ermitteln. Auch das Hochkommisariat für Menschenrechte der Vereinten Nationen in Honduras OACNUDH verurteilte das Attentat und äußerte große Besorgnis wegen der Schutzlosigkeit der LGBT*-Community und vor allem der Trans*Frauen in Honduras. Nach dem Ende der Internationalen Mission gegen Korruption und Straflosigkeit (MACCIH) am 19. Januar 2020, deren Mandat von der honduranischen Regierung nicht verlängert wurde, ist OACNUDH allerdings nun selbst unter Druck des honduranischen Regimes unter Präsident Juan Orlando Hernández. Die Leiterin des Hochkommissariats soll das Land Ende des Monats vorzeitig verlassen.

Quelle und weiter Informationen: Oeku-Büro

Bild: Markus Dorfmüller

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